Die Stiftung Hamburger Schulverein von 1875 ist aus dem Hamburger Schulverein von 1875 e.V. hervorgegangen, der seine Rechtsform im September 2023 gewechselt hat. Die Leistungen des Vereins, die Kindertagesbetreuung, die Betreuung von Schulkindern und der Betrieb von Kinder- und Jugendgästehäusern, werden in der Hamburger Kind – Bildung und Betreuung gGmbH fortgesetzt, deren alleinige Gesellschafterin die Stiftung ist.
Die Stiftung Hamburger Schulverein fördert die Jugendhilfe durch die Beschaffung und Weiterleitung von Mitteln an steuerbegünstigte Körperschaften und juristische Personen des öffentlichen Rechts. Im Einzelfall kann die Durchführung von Maßnahmen und Projekten der Jugendhilfe in Eigenregie erfolgen.
Die Stiftung Hamburger Schulverein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke" der Abgabenordnung.
Die Stiftung Hamburger Schulverein von 1875 wurde am 16.10.2023 von der Stiftungsaufsicht der Freien und Hansestadt Hamburg als Stiftung anerkannt. Sie wird ehrenamtlich von einem aktuell fünfköpfigen Vorstand geführt. Weitere Gremien sind in der Satzung nicht vorgesehen. Dem Vorstand gehören an:
Dem Vorstand gehören an:
Kurt-Werner Mosert (Vorsitzender)
Klaus-Dieter Müller (stellv. Vorsitzender)
Dr. Eitel-Siegfried Samland (stellv. Vorsitzender)
Ursula Mangelsdorff
Dr. Klaus Andreas Nagel
Die Stiftung finanziert ihre Tätigkeit aus Erträgen des Stiftungsvermögens. Sie kann aber auch Zuwendungen entgegennehmen, die sie der Satzung entsprechend zweckgebunden verwendet. Konto: Hamburger Sparkasse IBAN DE05 2005 0550 1504 3321 05
Die Stiftung konzentriert sich auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf Bildung, Entwicklung und gesellschaftlicher Teilhabe in Kooperation mit Bildungs- und Betreuungseinrichtungen
Unterstützung der Betreuung und Bildung in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen mittelbar durch Kapitalgesellschaften.
Gezielte Maßnahmen zur Unterstützung junger Menschen in ihrer gesundheitlichen, bildungsbezogenen und gesellschaftlichen Entwicklung, inklusive Sportausrüstung, Bildungsmaterial, Nachhilfe, Teilnahme an Ferienfahrten oder gesundheitsfördernde Aktivitäten.
Freizeit und Bildungsmaßnahmen wie Exkursionen, Gruppen- und Klassenreisen sowie Bildungsveranstaltungen für junge Menschen.
Angebot von Elternkursen, begleiteten Eltern-Kind-Aktivitäten und Informationsveranstaltungen zur Erziehung und Kindesentwicklung.
Durchführung von Fachveranstaltungen, Kongressen und Modellprojekten zur Weiterentwicklung der Jugendhilfe.
Maßnahmen zur Integration und aktiven Teilnahme junger Menschen am gesellschaftlichen Leben
Die Stiftung Hamburger Schulverein von 1875 steht in der Tradition des Hamburger Schulvereins e.V., der 1875 gegründet wurde und fast 150 Jahre für die Kinder Hamburgs tätig war.
Am 28. April 1875 fanden sich im Haus des Kaufmanns
Carl Alexander Fischer drei weitere, gut situierte Herren ein, um den
„Wohlthätigen Schulverein“ zu gründen. Sie waren von den kurz zuvor gegründeten
Schulvereinen in den Hamburger Stadtteilen dazu ermächtigt worden, einen
„Centralvorstand“ zu bilden und damit ein gemeinsames Dach zu bauen.
Zu dieser Zeit war die Hamburger staatliche
Volksschule gerade mal vier Jahre alt. In Hamburg hatte sich der Staat lange
Zeit aus dem Bildungswesen weitgehend herausgehalten und dessen Ausgestaltung
den Kirchen und privaten Initiativen überlassen. Nur die Kinder der von der
Armenverwaltung abhängigen Familien besuchten eine Armenschule in staatlicher
Regie. Das aufgeklärte Bürgertum, das in der 1848er Revolution politische
Teilhabe forderte, formulierte auch den Bedarf für Reformen im Hamburger
Bildungswesen. Die Idee einer staatlichen Volksschule stand im Raum. Erst die
Verfassungsänderung von 1860, die ein von wohlhabenden und zum Teil liberalen Bürgern
gewähltes Parlament, die Bürgerschaft, ins Leben rief, eröffnete die Chance zu
einer Bildungsreform. Nach längeren Debatten verabschiedete die Bürgerschaft
1870 die gesetzliche Grundlage für die Einführung der staatlichen Volksschule
neben den weiterhin bestehenden Privatschulen. Im Frühjahr 1871 wurden die
Armenschulen in die ersten Volksschulen überführt und die Qualität der
Schulgebäude und der Lehrkräfte sukzessive verbessert. Die Volksschule sollte zu
einer allgemeinen Bildungsinstitution werden und über die Bevölkerungsschichten
hinweg gesellschaftlich integrierend wirken. Dafür musste sie sich des
proletarischen Makels entledigen, den man schon am Äußeren der Kinder der Armen
festmachen konnte: der zerschlissenen Kleidung, den Holzpantoffeln, wenn sie
nicht barfuß herumliefen, und dem ausgemergelten Körper. Ein geringes
Familieneinkommen zog widrige Wohnverhältnisse, schlechte Ernährung und
Erkrankungen nach sich und die Pflicht für Kinder, im Haushalt zu helfen oder
arbeiten zu gehen. Das waren Umstände, die einen erfolgreichen Schulbesuch
erschwerten oder gar unmöglich machten. Für gut situierte, liberal denkende
Bürger, die sich für die Bildungsreform eingesetzt hatten, war dies der Anlass,
1875 den „Wohlthätigen Schulverein“ zu gründen und die Volksschule dadurch zu
fördern, bedürftigen Schulkindern materielle Unterstützung zu gewähren.
„Der Wohlthätige Schulverein hat den Zweck, der Volksschule in Hamburg dadurch zu dienen, dass er bedürftige Schüler und Schülerinnen derselben in leibliche Pflege und Aufsicht nimmt.“ So ist der Zweck des Vereins in den Statuten von 1875 beschrieben. Die Gründer waren Kaufleute, Juristen, Bankiers, Ärzte, Pastoren und Pädagogen. Sie wollten ihr Ziel durch Beschaffung von Schuhen und Kleidung, Ausgabe gesunder Speisen, der Betreuung von Kindern bei den Hausaufgaben und in den Freistunden (Horte) sowie durch das Anregen von Erziehungshilfen erreichen. Die Hortbetreuung gelang nicht und wurde kurze Zeit später eingestellt. Die außerfamiliäre Erziehung spielte von Beginn an keine Rolle. Aber schon ein Jahr später wurde der Aufgabenkatalog durch »Landaufenthalte oder Badekuren für erholungsbedürftige Kinder« ausgeweitet und entwickelte sich zu einem zentralen Leistungsbereich des Vereins.
Dem Verein gelang es, wohlhabende Bürgerinnen und Bürger für seine Zwecke zu gewinnen. Sie wurden Mitglieder, machten ihren gesellschaftlichen und politischen Einfluss für den Verein geltend und unterstützten dessen Ziele finanziell. Dies ermöglichte eine Expansion der Leistungen für Kinder. Das Wachstum der Stadt führte auch zur Gründung weiterer Stadtteilvereine, die sich demselben Zweck widmeten. 1893 schlossen sie sich als Bezirksgliederungen dem Wohltätigen Schulverein an, der dadurch an Bedeutung gewann.
Als der Verein sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feierte, konnte er bereits auf 25.000 Kinder verweisen, die sich in diesem Zeitraum in ländlicher Familienpflege erholt hatten. Es waren fast zwei Millionen Mahlzeiten an schlecht ernährte Kinder ausgegeben worden und 95.000 Kinder hatten Kleidung und Schuhe erhalten, so dass die Oberschulbehörde schon 1892 den Schulbesuch barfuß oder in Holzpantoffeln verbieten konnte. So wird auch verständlich, dass Bürgermeister Hachmann in seiner Festansprache zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins am 27.4.1900 ausführte: »Das neue Schulgesetz war ein Segen, aber ohne das Eingreifen des Vereins wären viele Schüler dieser Segnung nicht teilhaftig geworden; durch den Verein erst ist das Gesetz zum Segen für die Jugend geworden.« Bereits in den 1890er Jahren nutzte die Allgemeine Armenanstalt den Verein, um Kindern ihrer Klientel einen Erholungsaufenthalt zu gewähren. In der Folgezeit arbeitete der Verein immer enger mit der Stadtverwaltung zusammen und wirkte an der Realisierung sozialpolitischer Ziele mit. 1908 finanzierte die Stadt erstmals die Speisung von armen Kindern, die nicht zur Klientel der Allgemeinen Armenanstalt gehörten.
Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs verschlechterte sich die Ernährungslage für die Bevölkerung, so dass der Verein neben der Hamburgischen Kriegshilfe mit fürsorgerischen Aufgaben für die Hamburgs Schuljugend, allen voran mit der Schulspeisung und der Versorgung mit Schuhwerk, beauftragt wurde. Im Krieg nahmen außerdem etwa 2.250 Kinder jährlich an Erholungskuren teil. Die Stadt finanzierte diese Arbeit an der „Heimatfront“, die im Lauf des Krieges immer schwieriger zu bewerkstelligen war, mit Zuschüssen und Sachhilfen. In dieser Zeit erlahmte das ehrenamtliche und private, finanzielle Engagement und sollte auch nach dem Krieg nicht mehr aufleben. Der Staat wurde nun vollends zum Finanzier der Leistungen des Vereins.
Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs verschlechterte sich die Ernährungslage für die Bevölkerung, so dass der Verein neben der Hamburgischen Kriegshilfe mit fürsorgerischen Aufgaben für Hamburgs Schuljugend, allen voran mit der Schulspeisung und der Versorgung mit Schuhwerk, beauftragt wurde. Im Krieg nahmen etwa 2.250 Kinder jährlich an Erholungskuren teil. Die Stadt finanzierte diese Arbeit an der „Heimatfront“, die im Lauf des Krieges immer schwieriger zu bewerkstelligen war, mit Zuschüssen und Sachhilfen. In dieser Zeit erlahmte das ehrenamtliche und private, finanzielle Engagement und sollte auch nach dem Krieg nicht mehr aufleben. Der Staat wurde zum Finanzier der Leistungen des Vereins.
Der Krieg endete mit dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und der Gründung der Weimarer Republik und den ebenfalls demokratischen und sozialstaatlich verfassten Ländern. Die Wohlfahrtspflege erfuhr unter der Regie des Staates eine Ausweitung. Der Verein rückte noch näher an die Seite des Hamburgischen Staates. Mit dem Kriegsende und der Republikgründung war die Notlage für Schulkinder und ihre Familien nicht beendet. Bekleidungshilfen wurden bald vom neu gegründeten Wohlfahrtsamt geleistet. Die Schulspeisung führte aber weiterhin der Schulverein durch, zwischen 1920 und 1925 unterstützt durch Spenden der Quäker und später auch anderer Organisationen aus den USA. In der Erholungsfürsorge war bereits um die Jahrhundertwende an die Stelle der „Familienpflege“ die „Betreuung in Ferienkolonien“ getreten, zunächst in angemieteten Häusern, ab 1910 auch in vereinseigenen Heimen, deren Bestand im Krieg durch Ankäufe erweitert werden konnte. In den vorübergehend bis zu 12 Heimen wurden von 1914 bis 1933 rund 58.000 Kinder betreut, davon in den unmittelbaren Nachkriegsjahren 4.700. Die Zahl verminderte sich bis 1930 auf etwa 3.200 Kinder jährlich und sank in der Weltwirtschaftskrise, als die Stadt diese Maßnahmen nicht mehr finanzieren konnte, bis 1933 auf 1.800 ab.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im März 1933 betrieb die neue Regierung die Gleichschaltung der in der Wohlfahrt tätigen Institutionen. Der staatsnahe Wohltätige Schulverein war einer der ersten. Bereits im Mai wurden nationalsozialistische Funktionäre in den Vorstand gewählt. Die Organisation der Schulspeisung und der Erholungskuren, die der Verein weiterhin durchführte, übernahm eine neu gegründete Dienststelle in der Landesschulbehörde in Kooperation mit der Parteiorganisation „Nationalsozialistische Volkswohlfahrt“ (NSV), einer Organisation der NSDAP. Gemanagt wurde der Verein seit Mai 1933 von dem Leiter der Dienststelle „Schulfürsorge“. Im Jahr 1937 erfolgte die Anpassung der Vereinssatzung an die neuen Verhältnisse. Das „Führerprinzip“ wurde offiziell eingeführt; Vorsitzender wurde der Leiter der Landesunterrichtsbehörde. Der Vorstand hatte nur noch beratende Funktion, die bedeutungslos gewordenen Fachkommissionen wurden aufgelöst und alle Kompetenzen auf einen Geschäftsführer übertragen, der seine auf Weisung des Vorsitzenden geleistete Arbeit gegenüber den staatlichen Stellen und der NSV zu verantworten hatte. Vereinsmitglied konnte nur sein, wer Arier war. Der Verein hieß fortan „Hamburger Schulverein“.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 ging es jetzt nicht nur darum, Kinder mit Frühstück und Mittagessen zu versorgen, denn mit zunehmender Belastung der Zivilbevölkerung durch Bombenangriffe und Vertreibung mussten auch viele Erwachsene versorgt werden. In den Tagen des „Gomorrha“- Bombardements im Juli 1943 verloren sieben Küchenfrauen des Vereins ihr Leben und 132 von ihnen waren ausgebombt. Von sieben Großküchen wurden zwei total zerstört und von 139 Speisestellen waren 45 nicht mehr nutzbar. Auch unter den zunehmend schwierigen Bedingungen konnten vom Kriegsbeginn bis April 1945 über 15 Millionen Portionen Essen zubereitet und ausgegeben werden.
Den völligen Zusammenbruch des Alltagslebens und der staatlichen Ordnung am Kriegsende im Mai 1945 empfanden die Menschen als „Katastrophe“. Der von der Britischen Militäradministration eingesetzte Bürgermeister Petersen berief den ehemaligen Bürgerschaftsabgeordneten Heinrich Landahl zum Schulsenator, der auch den Vorsitz im Hamburger Schulverein übernahm. Der Schulverein wurde ab September mit der Versorgung der Schulkinder beauftragt, zunächst mit begrenzten Mitteln, ab Frühjahr 1946 bis 1950 mit Auslandsunterstützung insbesondere über die „Hoover-Speisung“ der USA.
Bei Kriegsende wurden die Kinderheime mit Flüchtlingen belegt oder waren noch nicht aus ihrer militärischen Nutzung während des Krieges wieder freigegeben. Im Lauf des Jahres 1945 konnten drei von ihnen wieder für die Erholungsfürsorge genutzt werden. Schon 1946 standen in der Heide und an der Ostsee wieder alle fünf Heime für Hamburgs Schuljugend zur Verfügung.
Erst 1946 beschloss die Mitgliederversammlung des Vereins eine neue, an demokratischen Grundsätzen ausgerichtete Satzung. Die in der NS-Zeit entstandene institutionelle Nähe zum Hamburgischen Staat wurde nach dem Krieg bis 1999 mit der Praxis fortgesetzt, dass der Vereinsvorsitz dem jeweiligen Präses der Schulbehörde angeboten und auch wahrgenommen wurde.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der vorherigen Währungsreform brach auch für den Hamburger Schulverein eine neue Zeit an. Er stellte seine Finanzen auf eine solide Basis und konsolidierte seine Leistungen auf dem Gebiet der Schulspeisung und der Erholungsfürsorge nach den bewährten Konzepten aus den 1920er Jahren. 1956 errichtete er ein neues Erholungsheim im Weserbergland, das „Haus vor dem Süntel“. Viele Familien aus ärmlichen Verhältnissen hatten noch nicht vom „Wirtschaftswunder“ profitiert, so dass sich der Verein noch immer als Helfer in Not verstand.
Nach einer kurzen Phase des Aufschwungs mit alten Konzepten wurde der Verein vom raschen sozialen Wandel eingeholt. Der Krisenmodus war nicht mehr gefragt und auch das Bild armer, bedürftiger Kinder, um die sich der Verein kümmern müsse, war zunehmend realitätsfern. Das Wirtschaftswachstum und der Ausbau des Sozialstaates stellten die Angebote des Vereins in Frage: Familien konnten und wollten zunehmend selbst für ihre Kinder sorgen. Kinder brauchten weiterhin Ferienangebote, jedoch immer weniger Kuren aufgrund medizinischer Indikation. Die Erholungsheime des Vereins waren veraltet und zum Teil baulich abgängig. Mit einer finanziellen Förderung durch die Stadt Der Verein schloss einzelne Standorte und errichtete in der beliebten „Vogelkoje“ auf Sylt neue Gebäude, verhob sich dabei aber, trotz einer finanziellen Förderung durch die Stadt, finanziell.
Diese rückläufige Entwicklung verstärkte sich in den Siebzigerjahren durch Sparmaßnahmen im Haushalt der Stadt, die auch die Finanzierung der Leistungen des Schulvereins betrafen. Die Schulspeisung wurde seitens der Schulbehörde günstigeren Lieferanten übertragen. Bei den Erholungskuren für Kinder wurde durch die Schulbehörde eine Obergrenze für die Finanzierung festgelegt. Die in den 1970er Jahren verbliebenen zwei Heime an der Ostsee entsprachen nicht mehr den aktuellen Standards, waren sanierungsbedürftig und für den festgelegten Bedarf nicht mehr erforderlich, so dass sie in den 1980er Jahren schließlich aufgegeben wurden. Nur die Erholungsheime auf Sylt und im Weserbergland bei Hameln verblieben im Leistungsspektrum des Vereins. 1982 wurde der Vorstand personell neu aufgestellt und ein professioneller Geschäftsführer eingestellt. Bis zum Beginn der 1990er Jahre gelang die wirtschaftliche Konsolidierung. Allerdings war die Existenz des Vereins gefährdet, der nur noch zwei Erholungsheime betrieb.
In den Neunzigerjahren gewann die Kindertagesbetreuung, die neben der Förderung von Kindern vor Eintritt in die Schule die Berufstätigkeit der Eltern unterstützen sollte, durch die Einführung des neuen „Kinder- und Jugendhilfegesetzes“ (SGB VIII) an Bedeutung. Der Verein übernahm in diesem wachsenden Feld mit Erfolg neue, konzeptionell herausfordernde Aufgaben. Seit 1992 betreute und versorgte er Kinder im „Hort in der Schule“. Darüber hinaus betrieb der Verein von 1998 – 2003 „Pädagogische Mittagstische“. Dabei ging es neben der Versorgung mit einer Mittagsmahlzeit um Gemeinschaft, Förderung und Geborgenheit.
Mit der Einführung des Kita-Gutschein-Systems in Hamburg im Jahr 2003 wurden die pädagogischen Mittagstische im Rahmen der Ganztagsbetreuung in Horte umgewandelt und gleichzeitig erstmals die Betreuung von 3 bis 6-jährigen Kindern in Vorbereitung auf die Schule angeboten.
Anlässlich des 125-jährigen Gründungsjubiläums im Jahr 2000 nahm der Vorstand eine Ausweitung seiner Leistungen im Bereich schulnaher Sozialarbeit in Aussicht. Hierzu passte, dass die Schulbehörde im Jahr 2001 dem Verein den Betrieb der vier Hamburger Freiluftschulen übertrug, die er zu einem beliebten Ziel für Hamburger Schulen fortentwickelte.
Mit der Einführung der flächendeckenden Nachmittagsbetreuung ab 2012 entwickelte der Verein sein Angebot fort und blieb Partner vieler Grundschulen. Die Kindertagesbetreuung entwickelte sich zur größten Abteilung des Hamburger Schulvereins.
Die vorbeugende Gesundheitshilfe in Form von Erholungskuren konnte trotz neuer Konzeptideen nicht aufrechterhalten werden. Mittlerweile waren die Kuren medizinisch wie pädagogisch in Frage gestellt worden. Ihre Finanzierung wurde seit 1995 in zwei Schritten heruntergefahren und 2019 schließlich eingestellt.
Nachdem die Aufgaben des Vereins neu ausgerichtet worden waren, begann die vereinsinterne Modernisierung. Zwei nicht benötigte Grundstücke und das in den 1950er Jahren gebaute Heim in Unsen bei Hameln wurden veräußert. Das im Eigentum des Vereins befindliche Heim „Vogelkoje“ auf Sylt wurde hingegen bis Mitte 2024 umfassend renoviert. Zusammen mit den Schullandheimen auf dem Hamburger Stadtgebiet bietet er Schulklassen und Kindergruppen in diesen „Kinder- und Jugendgästehäusern“ besondere Erlebnisorte. Im Bereich Kindertagesbetreuung wurden Einrichtungen und Konzepte kontinuierlich modernen Standards angepasst.
Auch die Vereinsorganisation gab Anlass zu einer Modernisierung. Die Zahl der Mitglieder hatte stark abgenommen. Die professionell betriebenen Geschäfte des Vereins boten ihnen auch keine Möglichkeiten des aktiven Engagements mehr. Die auf Ehrenamtlichkeit ausgerichtete Arbeit des Vorstandes stieß beim Management eines sozialen Unternehmens mit rund 450 Beschäftigten an seine Grenzen. Mit der Satzungsreform Ende 2019 wurden die zwei Geschäftsführenden mit den Aufgaben und Vollmachten des Vereinsvorstandes betraut und durch einen, von den Mitgliedern bestellten Aufsichtsrat kontrolliert und begleitet. Diese Reform war die Vorstufe zu einem weiteren Schritt, um die Tätigkeit des Vereins und sein Vermögen zukunftsorientiert zu sichern: Im Oktober 2023 wurde der Wechsel der Rechtsform in die „Hamburger Kind – Betreuung und Bildung gGmbH“ für die Fortführung des pädagogischen Betriebs und die „Stiftung Hamburger Schulverein von 1875“ als ihre alleinige Gesellschafterin rechtskräftig vollzogen. Die Stiftung und die Hamburger Kind gGmbH setzen als gemeinnützige Institutionen das Anliegen und langjährige Werk des Hamburger Schulvereins von 1875 e.V. in enger Kooperation gemeinsam fort.
Das digitale Hamburg-Geschichtsbuch stellt die Entwicklung der Stadt von der Frühgeschichte bis in die Gegenwart dar:
Das Hamburger Schulmuseum bietet eine anschauliche Darstellung der Hamburger Schulgeschichte in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs (1871-1918) und in der NS-Zeit (1933-1945) sowie museumspädagogische Angebote:
Klaus-Dieter Müller hat die Geschichte des Hamburger Schulvereins erforscht und die Ergebnisse in einem Buch veröffentlicht, erschienen 2025, ISBN: 978-3-8187-8146-0: Hand in Hand – Die Geschichte des Hamburger Schulvereins 1875 – 2023